Tessa Maria Sprenger, Baden
Von Darmstadt über Burgund in den Kraichgau – Tessa Maria Sprengers ungewöhnliche Weinreise
Dass wir heute Tessa Maria Sprengers Weine im Sortiment führen, kommt nicht von ungefähr: Tessa hat mehrere Jahre in Darmstadt gelebt und gearbeitet – zunächst auf dem Alnatura Campus im Süden der Stadt, später sogar eine Zeit lang bei uns an der Bar im vinocentral. Weitere Stationen führten sie ins Restaurant Chairs nach Frankfurt, bevor sie sich entschied, den Weinbau ernsthaft zu verfolgen.
Ihr Bildungsweg in Sachen Wein las sich schon früh wie ein Qualitätsversprechen: Praktika bei Klaus Peter Keller in Rheinhessen – einer der bekanntesten Stimmen des deutschen Rieslings – und ein Jahrgang bei Les Horrées in Beaune, einem der spannendsten und derzeit angesagtesten Projekte im Bereich (Natur-)Wein im Burgund. Doch trotz all dieser inspirierenden Orte kehrte Tessa gedanklich immer wieder zurück in ihre Heimat, den Kraichgau südlich von Heidelberg. Dort stellte sie sich die Frage: „Kann ich das, was ich bei meinen Mentoren gelernt habe, auch hier zuhause umsetzen?“
Alte Parzellen – neue Energie
2022 vinifizierte Tessa ihren ersten eigenen Wein: den Auxerrois „Käsebrod“. Entstanden ist er in der Nähe von Weinstadt Rauenberg, in kleinen, teils uralten Weinbergen, die sie und ihr Partner Christian heute bewirtschaften. Die Region war bislang eher als Traubenlieferant für große Kellereien bekannt – Masse statt Klasse. Tessa will das ändern.
Auf verwittertem Keuper wachsen Weißburgunder und Auxerrois, während Müller-Thurgau und etwas Spätburgunder auf Rotliegenden Böden stehen. Die Reben sind 40 bis 75 Jahre alt, manche Parzellen waren zwei Jahre unbewirtschaftet, bevor Tessa sie übernahm.
Während sie 2023 gleichzeitig die Lese bei Les Horrées betreute, organisierte sie von dort aus ihre erste eigene Ernte – ein Doppelspiel, das Mut, Präzision und Leidenschaft verlangte. Die Ergebnisse sprechen für sich: strahlende, mineralische, energiegeladene Weine mit burgundischer Eleganz und badischer Klarheit. Oder wie Tessa sagt: „Wir machen Wein, den wir selbst trinken wollen – frisch, vibrierend, unfiltriert, aber sauber.“
Von der elterlichen Garage zum eigenen Hof
Die Vinifikation beginnt im Weinberg: alles per Hand, kein Traktor, keine Chemie. Dank sorgfältiger Arbeit kommt Tessa mit sehr wenig Schwefel aus. Jede Traube wird selektiert, jeder Most wandert ins Holzgebinde. Vom Auxerrois gibt es oft nur ein einziges Fass; Weißburgunder und Müller-Thurgau liegen bei rund 500 Flaschen pro Jahr – Mikroproduktion im besten Sinne.
Anfangs vinifizierte sie in der Garage ihrer Eltern. Mit dem Jahrgang 2024 begann ein neues Kapitel: neue Fässer, ein Hubwagen, ein eigener Hof mit Fasskeller – ein Fundament, das den nächsten Jahren Raum für Wachstum gibt.
Die Weine des dritten Jahrgangs (2024) zeigen, wohin die Reise geht: noch mehr Präzision, Tiefe und Ausdruck. Ein junges Projekt – aber eines der spannendsten in Baden. Tessa Maria Sprenger ist ein Talent, das man im Auge behalten sollte. Was in winzigen Mengen entsteht, hat beeindruckende Strahlkraft und eine Handschrift, die sich bereits nach wenigen Jahren unverkennbar zeigt.