So viel Natur wie möglich in der Flasche – 2016 nicht ohne Verluste

Es gibt nichts Spannenderes für uns, als mit unseren Weinen ein Stück Natur in die Flasche zu bringen“, sagen Peter und Fritz May vom Weingut Karl May im rheinhessischen Wonnegau. Deshalb haben die Brüder bei der Übernahme des elterlichen Betriebs auf Bioanbau umgestellt. Seit 2007 bewirtschaften sie die Weinberge ihres Vaters Karl nach ökologischen Richtlinien und verzichten auf Herbizide und chemisch-synthetische Mittel.

Ihre Geschichte ist exemplarisch für die neue Winzergeneration: Einerseits ist da das traditionelle Weingut im Ortskern von Osthofen, das bereits in siebter Generation geführt wird, anderseits sind da zwei junge Winzer, die ihren Beruf nicht allein durch handwerkliche Erfahrung im Betrieb erlernt haben, sondern zusätzlich in Geisenheim Weinbau studierten. Durch Studium und internationale Praktika verfügen sie über enorme Fachkenntnis und sind gut vernetzt: Beide sind Mitglied bei „message in a bottle“, einem Zusammenschluss von 28 jungen Winzerinnen und Winzern aus Rheinhessen, die sich zwei Dinge auf die Fahne geschrieben haben: Spitzenqualität im Glas und Spaß am Wein. Das ist im Falle der Mays bereits mehr als gelungen: In der Weinszene sind die Brüder heute eine feste Größe. Der Gault&Millau zeichnete das Weingut in seiner aktuellen Ausgabe erneut mit „drei Trauben“ aus.     

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Tradition und Moderne – Das Anwesen im Ortskern von Osthofen spiegelt das Wesen des heutigen Winzerbetriebes wider. 
Peter und Fritz May in der modernen Vinothek des Weinguts.

Auch im Keller arbeiten die beiden nach der Prämisse: So wenig wie möglich eingreifen und den Wein sich selbst entwickeln lassen. „Schließlich soll man schmecken, dass er aus dem Wonnegau kommt“, sagt Peter. „Andererseits hat man als Winzer jedoch nur rund 40 Mal im Leben die Gelegenheit, einen guten Wein hinzubekommen, das ist im Grunde nicht viel, da versucht man stets noch ein bisschen mehr an Qualität herauszuholen. Das bedeutet: Sind die Bedingungen in einem Jahr schlecht, machen wir entsprechend weniger Wein.“  – Womit wir beim Thema wären, schließlich sind wir ja gekommen, um persönlich zu erfahren, was die schwierigen Witterungsbedingungen 2016 für Peter und Fritz bedeuten. 

 „Aufgrund der hohen Feuchtigkeit im Frühsommer haben wir rund 40% Ertragsverlust. In manchen Weinbergen hat uns der Falsche Mehltau sogar 70 bis 80% der Ernte gekostet. Da überlegt man schon mal, ob man am Bioanbau festhalten soll“, erzählen uns die Brüder ganz offen. „Aber wir hoffen natürlich, dass es ein Ausnahmejahr war.“

Über Qualität und Geschmack des Weins sagen diese Zahlen glücklicherweise gar nichts aus. 2010 beispielsweise war für die Mays ein überaus schwieriges Jahr, dass sich in der Flasche dann jedoch als Überraschungsjahrgang entpuppte. „Unsere 2010er-Weine haben durchweg eine schöne Säure, die sich wunderbar entwickelt“, erzählen die Zwei. „Anders der 2015er, da lief im Weinberg alles easy, die Trauben waren perfekt gereift, das Ergebnis ist gut gelungen – aber hinter komplizierten Jahrgängen verstecken sich oft die größeren Weine.“     

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 vinocentral-Geschäftsführer Michael Bode-Böckenhauer bei der Qual der Wahl. Im Hintergrund: Drei Generationen Mays an der Wand. 
Nicht nur das Haus wurde modernisiert. Einst zierte das Fachwerk des Liebenauer Hofs die Flasche.

Der Moment ist gekommen, um gemeinsam hinunter in den Keller zu steigen und den raren 2016er-Jahrgang aus dem Fass zu probieren. Wir verkosten einen im Holz gereiften Grauburgunder und einen Weißburgunder aus dem Edelstahltank – und siehe da, beide sind geschmacklich sehr vielversprechend. Wir sind erleichtert!

Die einzelnen Lagen werden bei den Mays getrennt ausgebaut. Im Frühjahr probieren Peter und Fritz Fass für Fass und entscheiden, was als Lagen- oder Ortswein abgefüllt wird und was in die Blutsbruder-Linie fließen soll. Kapazität für Experimente so wie 2015 mit ihrem Orangewein „NOrange“ wird es beim 2016er nicht geben. „Das, was wir haben, brauchen wir für unser Hauptsortiment. Auch auf einige Jahrgangsweine werden wir 2016 wohl verzichten, nicht weil die Qualität nicht stimmt, sondern weil einfach zu wenig da ist.“

Das finden wir sehr schade, denn gerade Peters und Fritz’ Experimente gefallen uns besonders gut. Schon im November hatten wir vom NOrange 180 Flaschen für das vinocentral gesichert und sofort in Verkauf und Ausschank genommen. Auch jetzt begeistert uns der Cabernet Sauvignon barrique Reserve bio 2014 so sehr, dass wir ihn spontan für unseren Bio-Weinabend „In vino veri was?“ auswählen. Als Fritz dann noch aus dem Barriquefass einen Chardonnay 2015 ansaugt und uns zum Verkosten anbietet, ist es um uns ganz und gar geschehen: vinocentral-Geschäftsführer Michael Bode-Böckenhauer bewirbt sich sogleich um eines der drei abgefüllten Fässer und besiegelt das Geschäfte kurz darauf per Handschlag direkt am Ort der Entstehung!

Lieber Peter, lieber Fritz, ein einziger Sommer kann doch zwei so tapfere Blutsbrüder wie Euch nicht ins Boxhorn jagen! Macht weiter so! Wir möchten noch viel Natur von Euch ins Glas eingeschenkt bekommen!

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Ein Blutsbruder, ein Wort! Geschäftsabschluss zwischen Peter May und Michael Bode-Böckenhauer im Keller des Liebenauer Hofs. 
Das Fass Chardonnay muss noch ein bisschen im Keller verweilen, der Cabernet kommt sofort mit ins vinocentral.

Noch mehr über Bio-Weine im vinocentral lesen Sie hier

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